Mittwoch, 14. September 2016

Zenkichi Berlin






















Ich habe es gefunden. Mein neues Lieblingsrestaurant in Berlin. Das Zenkichi. Längst kein Geheimtipp mehr. Dort serviert man - meiner Meinung nach - die beste japanische Küche der Hauptstadt. Denn so vielfältig und ausgefallen Berlins Gastroszene auch sein mag, konnte mich doch bisher noch kein Restaurant vergessen lassen, dass ich mich nach wie vor in Deutschland befinde. Die besondere Qualität und Stimmung im Zenkichi jedoch, versetzte mich direkt ins schöne Japan. Kein Wunder bei diesem Gastropaar.

Betrieben wird das Restaurant nämlich von niemand geringerem als Shaul Margulies und seiner Frau Motoko Watanabe. Er, Amerikaner und studierter Philosoph, sie Japanerin aus Tokio und zertifizierte Sake Sommeliere. Zusammen betreiben die beiden bereits mehrere erfolgreiche Läden in Berlin und New York. Motoko Watanabe ist in allen Restaurants federführend, was Einrichtung, Kreationen und Sake angeht. Mit ihren beiden Kindern lebt die Familie in Tokio.

Meine Suche nach dem Zenkichi führt mich zu einem unscheinbaren Bürogebäude in der Johannisstrasse in Mitte. Gut, dass ich Tags zuvor schon im „ House of small wonders“, dem Café des umtriebigen Paares, japanisch gebruncht hatte. Ansonsten hätte ich die schwarze Tür zum Untergeschoss, quasi das Teleportal zu meinem neuen little Tokio, wohl schlicht übersehen.













Unten angekommen, sind wir umgeben von einem Labyrinth aus Bambus und dunklen Hölzern. Kleine Laternen, von denen ein gedimmtes Licht ausgeht, tauchen den Raum in ein warmes, etwas dunkles Licht. Viele schmale Kieswege zweigen vom Empfangstresen zu scheinbar unzähligen kleinen, mit Bambusrollos verhangenen Separees hin ab. Als unsere Augen sich an das Licht gewöhnt haben, werden wir über Trittsteine zu unserem Tisch gebracht. Es herrscht eine andächtige Stille. Das Bambusrollo am Tisch wird heruntergelassen, wir sind für uns und bekommen für die nächsten Stunden kaum etwas von außerhalb mit.


Genau wie in Japan, wo viele Intimität und Ruhe bevorzugen. Wo der Fokus auf dem jeweiligen Gegenüber und dem Essen liegt und es nicht um schnödes "Sehen und Gesehen werden" geht. Wünscht man Service, so drückt man einen Rufknopf und wenige Augenblicke später steht eine ausgesprochen höfliche und achtsame Japanerin parat, um die Bestellungen entgegen zu nehmen.


















Wir bestellen in Izakaya Manier erst einmal eine Runde eiskaltes, japanisches Draft Beer. Und schwelgen. Ich bin mit Daniela und ihrem Mann Daisuke hier. Die beiden haben lange Zeit in Japan gelebt und Daniela schreibt darüber auf ihrem großartigen Blog nipponinsider.de















Wir fühlen uns wie in Japan und freuen uns auf das Essen, entscheiden uns gegen das 夏のおまかせ Omakase Menu (Chefkochs beste Auswahl für Dich) und bestellen die Speisekarte rauf und runter.
















Das hier ist schon ein besonderes Restaurant. Es wird im Netz häufiger als Izakaya beschrieben und mutet optisch auch tatsächlich ein wenig wie eines solches an. Wobei das  Zenkichi - wenn überhaupt - vom Ambiente und von der Ausstattung her sicher zu den edleren Izakaya gezählt werden müsste. Ein Izakaya ist ein Lokal, das im Niveau und Preis von einfach bis hochklassig rangieren kann und an dem man sich bei einem geselligen Miteinander Bier, Sake und viele Köstlichkeiten in Vorspeisengröße teilt. In Japan öffnen die meisten Izakaya gegen frühen Abend und schließen erst im Morgengrauen. Unzählige Male saß ich in Tokio nach einer durchfeierten Nacht um drei, vier Uhr in einem Izakaya. Ein letztes Bier, ein paar Edamame und Sashimi, bis die Züge wieder fuhren und man auf seinen Futon plumpste. 
Das Zenkichi ist natürlich, wenn überhaupt, so was wie ein High End Izakaya. Eine japanische Brasserie nennen es die Betreiber und ich empfinde dies in Anbetracht der Öffnungszeiten und des Niveaus auch viel passender. 

















Nach und nach füllt sich der Tisch mit allerlei Kleinigkeiten. Alles wird auf schönem Geschirr serviert. Für jeden Gang bringt unser Service neue Tellerchen. Sushi gibt es hier übrigens keines und wird auch garnicht vermisst. Ein Gericht mutet schöner an als das andere. Alles ist durchdacht und stimmig, so schlicht wie ergreifend.

Hausgemachter 黒胡麻豆腐 schwarzer Tofu den ich so zart und reichhaltig noch nirgendwo außerhalb Japans gefunden habe. Wir teilen und probieren Klassiker wie 銀鱈の西京焼 in Miso marinierten black cod,フィレミニョンたたき  kurz gegrilltes Rindfleisch und 本日の刺身カルパッチョCarpaccio vom Thunfisch mit Zitrusdressing. Alles ist von ausgesuchter Qualität, auf den Punkt zubereitet und ruft somit zufriedenes Nicken in unserer Runde hervor. Sake, auf den hier großen Wert gelegt wird, haben wir dieses Mal nicht probiert. An die 30 Sorten Premium Sake sind stets im Sortiment. In Berlin ist das Zenkichi bereits als der Hotspot für Sake bekannt. Viele der Junmai Sake, von bekannten Brauereien bis hin zu kleinen Produzenten, mit sehr raren und limitierten Stückzahlen, werden hier unter anderem in Sake Tastings angeboten.
Es gibt also noch einiges zu entdecken und ich freue mich bereits auf den nächsten Berlin Besuch. 
Wer authentische, qualitativ hochwertige und ambitionierte Küche sucht, der ist im Zenkichi bestens aufgehoben.